Der Mythos Romy
Hätte ich heute das Buch über Romy Schneider zu schreiben – ich würde es Wort für Wort genau so schreiben. Denn nichts hat sich geändert. Nichts in meiner Sicht auf sie – und nichts in den kollektiven Fantasien über sie. So attraktiv Männer Romy immer schon fanden – Frauen haben sie geliebt. Und lieben sie immer noch. Warum?
Weil sie sich mit ihr und ihren wechselnden Rollen identifizieren: die süße Jungfrau Sissi, die verruchte Delon-Verlobte, die reuige deutsche Mutter, die Femme fatale in Paris. Und weil Romys Zerrissenheit ein hochmoderner Konflikt ist. Ihr Kampf gegen die zugefügten Minderwertigkeitsgefühle und ihr Ringen um Selbstbewusstsein nicht minder.
Wenn ich ein Porträt, eine Biografie schreibe, schließe ich am Ende eines Buches eigentlich auch mit der Porträtierten ab. Sicher, ich schätze die Person weiter, aber es treibt mich nicht mehr um, wenn ich an sie denke. Bei Romy ist das anders. Bis heute frage ich mich: Was hättest du, Romy, wohl zu dem Buch gesagt, das ich über dich geschrieben habe? Ich muss selber nach der Antwort suchen.
Von Alice Schwarzer über Romy Schneider: das Taschenbuch „Romy Schneider – Mythos und Leben“ (KiWi 2009, 10 €). Sowie das Hörbuch, zusammen mit Hannelore Elsner (Steinbach, 3 CDs, 9.99 €). – Eben erschienen: 12 ihrer Filme auf DVD, Deutsch/Französisch (StudioCanal).
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