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Alice Schwarzer: Die große Verschleierung

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Die politisch korrekte Herumeierei mit den Gefahren des militanten Islam scheint Alice Schwarzer schwer zu nerven. Am 23. September bringt sie ein zorniges und aufrüttelndes Buch mit dem Titel „Die große Verschleierung. Für Integration, gegen Islamismus“ (Kiepenheuer & Witsch, 272 Seiten, 9,95 Euro) mit Beiträgen von ihr und anderen EMMA-Autorinnen heraus.

Seit mehr als 30 Jahren werde im Westen aus falscher Toleranz über die Gräueltaten im Namen des Islams hinweggesehen. Sie selbst habe nach dem Sturz des Schahs 1979 mit Vertretern der Khomeini-Regierung im Iran gesprochen. Kalt lächelnd habe man ihr gesagt, dass die Scharia mit Steinigung als Bestrafung von Homosexualität oder Ehebruch der Frau eingeführt werde. „Nein, die Islamisten haben nie einen Hehl aus ihren Absichten gemacht. So wenig wie einst die Nationalsozialisten“, so Schwarzer.

Die islamistischen Agitatoren, oft ausgebildet im Iran, in Afghanistan oder Ägypten und finanziert von Saudi-Arabien, hätten es hierzulande unter Verweis auf Toleranz und Religionsfreiheit geschickt verstanden, ihre wahren Motive zu verschleiern. Heute sei es zusehends schwerer, zwischen dem Islam als Religion und dem politischen Islamismus zu unterscheiden.

In Deutschland seien die Islamisten vor allem an den Universitäten, bei den Protestanten und im alternativen Milieu auf offene Ohren gestoßen. Denn hier sei die Angst und das schlechte Gewissen, in Sachen Fremdenliebe etwas falsch zu machen, besonders groß. „Und groß war auch die Bereitschaft gläubiger Altlinker, nach dem Tod ihrer Götter Mao und Che Guevara, neuen Göttern zu folgen: Allahu Akbar! Vermutlich hätten die jungen Konvertiten der sogenannten ‚Sauerlandgruppe’ ein, zwei Generationen zuvor bei der RAF mitgemacht.“

Doch noch größer als die Gefahr des Terrorismus sei die systematische Unterwanderung unseres Bildungs- und Rechtssystems mit dem Ziel der Islamisierung. Dass die dritte Generation der Deutsch-Türken schlechter Deutsch spreche als die zweite, läge auch an der Infiltration durch die Islamisten: „In den marginalisierten Ghettos geht ihre Saat der Verachtung von Demokratie und Verklärung des Gottesstaates auf.“

Dem werde durch falsch verstandene Toleranz noch Vorschub geleistet. So sei es hanebüchen, dass naive deutsche Richter Eltern-Anträge auf Befreiung vom Schwimm- und Sportunterricht, Schulausflügen sowie Sexualkundeunterricht zugestimmt hätten und damit zur Diskriminierung von muslimischen Mädchen beigetragen hätten. Selbst vom CDU-geführten NRW-Integrationsministerium seien 2008 Handreichungen herausgegeben worden, in denen die islamischen Gebote als religiöse Pflicht dargestellt wurden. Und Eltern, die ihren Töchtern den Schwimmunterricht untersagen wollten, seien dort als besonders „liebevoll“ bezeichnet worden. Bis heute würden die in türkischen und arabischen Kreisen begangenen Ehrenmorde verschleiernd als Familiendrama bezeichnet.

Gegen derlei falsch verstandene Toleranz setzt Alice Schwarzer auf knallharten Anti-Islamisierungskurs. Das Kopftuch, für Schwarzer die „Flagge der Islamisten“, müsse an deutschen Schulen nicht nur für die Lehrerinnen, sondern auch für die Schülerinnen verboten werden. „Nur dieser konsequente Akt gäbe den kleinen Mädchen aus orthodoxen bis fundamentalistischen Familien endlich die Chance, sich wenigstens innerhalb der Schule frei und gleich bewegen zu können.“ Selbstredend, dass das „Stoffgefängnis Burka“ wie in Frankreich auch in Deutschland verboten gehört.

Schwarzer hält auch nicht viel von der vom Innenministerium organisierten Islam-Konferenz, bei der die Islamverbände – von der staatlichen türkischen Ditib bis hin zu der vom Verfassungsschutz schon lange beobachteten Milli Görüs – die Integrationsdebatte dominierten. Die Gruppen, in denen nur knapp 20 Prozent der hier lebenden Muslime organisiert seien, würden mantrahaft den Vorwurf der mangelnden Toleranz der deutschen Mehrheitsgesellschaft und der Ignoranz religiöser Gebote erheben.

Es überrascht nicht, dass Schwarzer und ihre Mitstreiterinnen großes Verständnis für das Schweizer Minarett-Verbot haben. Denn dahinter stecke das ganze Unbehagen vieler Bürger in Europa über Gottesstaaten mit ihren Steinigungen und Selbstmordattentaten sowie über die (Zwangs-)Verschleierung von Frauen mitten in Europa und die Zwangsverheiratung von hierzulande aufgewachsenen Töchtern und Söhnen. Unbehagen herrsche auch über die nachgewiesene häufigere Gewaltanwendung in traditionellen muslimischen Familien und über die Relativierung von Emanzipation und Rechtsstaat, ja, der Demokratie. Schwarzer: „Kurzum: die Sorge um die in den letzten 200 Jahren so mühsam und blutig erkämpften Menschenrechte im Westen.“

All den Zaghaften, die ihre Kritik an dem Islamismus aus Angst vor dem Rassismusvorwurf nur hinter vorgehaltener Hand artikulieren, ruft Schwarzer zu: „Mit einer offenen und aufgeklärten Kritik an dieser Entwicklung sprecht ihr der Mehrheit der Bevölkerung aus dem Herzen.“

Wilhelm Klümper, WAZ 3.9.2010

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