Gegendarstellungen in der taz
Taz-LeserInnen wird vielleicht nicht entgangen sein, dass in letzter Zeit zwei Gegendarstellungen von mir in der taz erschienen sind – und das waren vermutlich auch nicht die letzten. Es ist zum ersten Mal in meinem an Verleumdungen reichen Leben, dass ich wg. der Veröffentlichung falscher Fakten Gegendarstellungen gegen eine Zeitung durchsetze (Ich hätte es schon viel früher tun sollen).
Warum eine Gegendarstellung? Warum nicht ein Brief – oder einfach ein Anruf bei KollegInnen: Da habt ihr was Falsches geschrieben, bitte korrigiert das. Ganz einfach, weil ich seit dreißig Jahren, solange es die taz gibt, weiß, dass das nichts nutzt. Im Gegenteil: Die taz hört nicht auf, über mich falsche Fakten zu verbreiten.
Für mich hat das Methode. Bei Themen, bei denen ich andere Meinungen vertrete als die taz, kritisiert sie nicht einfach meine andere Meinung, sondern unterstellt mir falsche Fakten:
Beispiel Islamismus: Am 27. März 2007 schrieb die taz: „Die Feministin Alice Schwarzer vergleicht den Islam mit dem Faschismus.“ – Dass das nicht stimmt, wissen meine LeserInnen, aber andere könnten es glauben. Und das wäre fatal. Denn nie würde mir einfallen, den Islam gesamt zu verurteilen und ihn gar mit dem Faschismus zu vergleichen. Selbstverständlich geht es mir bei meiner Kritik ausschließlich um den politisierten Islam, also den Islamismus. Die taz veröffentlichte die Gegendarstellung in dem Sinne mit der redaktionellen Anmerkung der Redaktion „Frau Schwarzer hat Recht.“
Beispiel Merkel: Da hieß es in der taz vom 16. Juli 2007, ich hätte im „EMMA-Editorial zur Wahl von Angela Merkel aufgerufen“. Das Gegenteil ist der Fall. Ich habe damals geschrieben: „Die Qual der Wahl kann und will auch EMMA ihren Leserinnen nicht abnehmen.“ (Volltext siehe: www.emma.de/439.html). Auch hier setzte mein Anwalt erfolgreich eine Gegendarstellung durch. Doch diesmal hielt die taz es für angebracht, sie ausführlich und abwertend zu kommentieren. Resultat: Das Landgericht Berlin verpflichtete nun die taz, diese Gegendarstellung nochmals zu veröffentlichen.
Beispiel Pornografie: Da schreibt die taz am 28. Juli 2007: „Ein Porno macht eben nicht, wie Alice Schwarzer gern suggeriert, einen Mann schon zum Vergewaltiger.“ In dem Kapitel „Pornografie“ in meinem Ende Mai erschienenen Buch „Die Antwort“ resümiere ich meine seit dreißig Jahren vertretene Position: „Allerdings ist die Wirkung (von Pornokonsum) nicht bei jedem gleich. (Sie) hängt von zahlreichen Faktoren ab. Angefangen bei der situativen Verfassung des Konsumenten (ob gelassen oder wütend, nüchtern oder betrunken), bis hin zum familiären Milieu und kulturellen Kontext (ob aus Gewalt- oder aus emanzipierten Verhältnissen, geliebt oder traumatisiert).“
Es ist für mich nicht länger hinnehmbar, dass die taz in ihren Polemiken gegen mich immer wieder falsche Fakten verbreitet. Ich hoffe, dass auch die taz eines Tages lernt, die Mindestpflichten journalistischer Sorgfaltspflicht zu beachten. Damit ich meine Zeit nicht mehr mit Gegendarstellungen verlieren muss.