Kann ich meine Katze essen?
Jüngst träumte ich, ich würde meiner Katze Frizzi bei lebendigem Leibe einen Schenkel abschneiden – während sie mich stumm und vorwurfsvoll anguckt. Was für ein Alptraum! Ich bin schweißgebadet aufgewacht. Sicher, ich esse selten Fleisch, etwa zweimal die Woche. Und einmal in der Woche Fisch. Und ich habe schon vor der Ökobewegung bewusst eingekauft: immer frisch auf Märkten, am liebsten an Bauernständen, in kleinen Läden, zunehmend Bio. Eier esse ich seit Jahren nur von den sehr glücklichen Hühnern meines Nachbarn auf dem Land. Und Fleisch aus Massentierhaltung rührt schon meine Katze nicht an. – Aber weiß ich es immer so genau? Und geht das eigentlich überhaupt noch: Fleisch essen?
Es ist beschlossene Sache! Ich mache jetzt einen erneuten Anlauf: Ab sofort maximal einmal in der Woche Fleisch (und das noch bewusster eingekauft, genau wie die Milchprodukte) und einmal in der Woche Fisch. Und ab Juli, nach den Ferien, nur noch zwei, dreimal im Monat Fleisch. Und ab Ende des Jahres…
Das muss doch zu schaffen sein. Schließlich bin ich ein mitfühlender Mensch, der sich nicht für die Krone der Schöpfung hält und Tiere für gleichberechtigt. Ich füttere ja sogar die Mäuse, wenn auch nur mindestens zwanzig Meter vom Haus entfernt. Schon, damit meine Katze sie nicht erwischt.
Und das Argument, dass meine Katze schließlich auch… Noch nicht einmal mehr das zieht noch. Spätestens, seit ich Peter Singer gelesen habe, der sagt: Gerade das mache uns ja schließlich zum Menschen, dass wir die Freiheit haben, ethisch zu handeln. So oder ähnlich. Der in Deutschland so schändlich geschmähte, bedeutende Philosoph hat schon Mitte der 1970er Jahre das entscheidende Werk zur neuen Tierrechtsbewegung geschrieben: „Animal Liberation. Die Befreiung der Tiere“. Und er blieb dran am Thema. EMMA auch.
Also, da muss es doch möglich sein, dass auch ich endlich konsequent werde! Damit würde ich den Vegetarierinnen bei EMMA vermutlich zur Mehrheit, das heißt zum Durchbruch verhelfen. Da steht es nämlich zurzeit 50/50.