Alice Schwarzer schreibt

Meine iranischen Taxifahrer

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Tochter Mona, 16, hat die Lektion begriffen: Sie hat den blauen Gürtel in Taekwondo und ist die zweitbeste in Deutschland in ihrer Altersklasse. Und: Mona kann neben Deutsch und Farsi (Persisch) auch noch Englisch, Französisch, Spanisch und Arabisch (lesen). Wir sehen: Mona ist auf alles gefasst - die Welt steht ihr offen.

Klar, dass Monas Vater stolz ist. Und nicht resigniert. Das war anders bei dem jungen Iraner, mit dem ich vor einem Monat gefahren bin. Er ist mit 18 aus dem Iran geflüchtet, jetzt Ende zwanzig und wirklich entwurzelt. "Mein Herz ist im Iran geblieben", hat er zu mir gesagt. Da waren wir schon längst am Ziel angekommen, aber redeten weiter. Wie meistens mit meinen iranischen Taxifahrern.

Schon als ich 1979 im Iran war, ist mir aufgefallen, wie liebenswürdig die Frauen und Männer dort sind, selbst die Soldaten mit der Kalaschnikow in der Hand haben mich angestrahlt. Seither frage ich mich, wie diese Islamisten es eigentlich geschafft haben, aus einem so gebildeten und sanften Volk so selbstgerechte Fanatiker zu machen.

Vor allem frage ich mich: Warum tun diese Iraner und Iranerinnen sich nicht zusammen - um von außen den Druck so zu erhöhen, dass diese Tyrannen endlich das Feld räumen müssen?! Müssen sie wirklich warten, bis Mona mit dem blauen Gürtel erwachsen ist?

 

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